Nachhaltigkeit in St.Gallen
Mit statt gegen die Natur
Kann eine Stadt überhaupt nachhaltig sein? Viele Menschen auf engem Raum, dichter Verkehr und schneller Konsum an jeder Ecke. Die Rahmenbedingungen bergen einige Herausforderungen. Für ein umweltfreundliches Zusammenleben müssen die Massnahmen also umso kreativer sein. Und davon gibt es in der Stadt St.Gallen so einige.
Wer sucht, der findet in St.Gallen Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit im Kleinen zu leben. Ob im Unverpackt-Laden «Ganzohni», in dem man die Lebensmittel gleich ins selbst mitgebrachte Tupper abfüllen kann, oder im «RegioHerz», wo der Name Programm ist und die Esswaren alle aus Hofläden in der Region kommen. Und sollte das «RegioHerz» einmal geschlossen sein, gibt es am St.Galler Stadtrand Hofläden, in welchen auch neben den regulären Öffnungszeiten eingekauft werden kann.
Im individuellen Konsum – seien dies Lebensmittel, Kleidung oder Gebrauchsgegenstände - zeigt sich das Ausmass an unnötiger Verschwendung von Ressourcen im Alltag besonders stark. In der Wegwerfgesellschaft wird Kaputtes entsorgt, nicht repariert. Um dem entgegenzuwirken gibt es in St.Gallen «Share Gallen», eine Plattform mit Netzwerken auf welchen Ressourcen geteilt, ausgetauscht und verliehen werden. Sharing is caring – auch in der Gallusstadt.
Mit E-Mobilität und Solarcommunity zur Smart City
Neben dem Individuum ist aber auch die gesamte Gesellschaft, Wirtschaft und Politik gefordert. Mit der Strategie «Smart City» verfolgt die Stadt St.Gallen auch im Grossen Bestrebungen, ihren ökologischen Fussabdruck zu schmälern. Ziel der «Smart City» - oder eben der smarten Stadt – ist ein effizienter Umgang mit Ressourcen, was mit verschiedenen Projekten wie der Solarcommunity, der Förderung der E-Mobilität oder der Errichtung ganzer Smart-City-Quartiere erreicht werden soll.
Dass Wohnen und Mobilität Einfluss auf die Nachhaltigkeit haben, geht auch aus der 2020 veröffentlichten Wohnraumstrategie hervor. Der Wohnraum in St.Gallen wächst, Arbeitswege sind kurz, somit kann die individuelle Mobilität und damit der CO2-Ausstoss reduziert werden.
«Der Wohnraum in St.Gallen wächst, Arbeitswege sind kurz, somit kann die individuelle Mobilität und damit der CO2-Ausstoss reduziert werden.»
«Müssen unser Verhältnis zur Natur neu ordnen»
Seit 2008 trägt St.Gallen die Auszeichnung «Energiestadt». Zurückzuführen ist dies unter anderem auf das hiesige Fernwärmenetz. Damit wird klimaneutrale Wärme in die hiesigen Wohnungen gebracht. Diese Art der erneuerbaren Wärmeproduktion stosse in der St.Galler Bevölkerung auf grossen Zuspruch, sagt Fredy Zaugg, Dienststellenleiter Umwelt und Energie der Stadt St.Gallen. «Dieses Netz ist ökologisch sehr sinnvoll und soll für alle erschwinglich sein.»
Bis 2050 will die Stadt St.Gallen ihren Eigenbedarf komplett klimaneutral decken. Laut Fredy Zaugg ist dies realistisch und technisch umsetzbar. Bis dahin gebe es aber doch noch ein paar Baustellen, welche bearbeitet werden müssten: «Wir müssen unser Verhältnis zur Natur neu ordnen und lernen mit ihr zusammenzuleben und sie nicht nur zu nutzen.» Schlussendlich liege es an jedem einzelnen, wie nachhaltig St.Gallen ist, wird, und bleiben soll.