Zugegeben, das Fragezeichen ist nicht ganz gerechtfertigt. Zumindest was die Kultur betrifft. In St. Gallen hat sich diesbezüglich einiges getan in den letzten Jahren. Und zwar auf allen Ebenen. Vom Weltkulturerbe, dem Stiftsbezirk mit seiner legendären Filzpantoffel-Bibliothek, über renommierte international tätige Unternehmen wie AKRIS oder die Kunstgiesserei im Sitterwerk bis hin zum Theater, zu Galerien und Museen. Da gibt es vielfältige Themenbereiche, z.B. Kunst und Textiles, aber auch ein kleines Seifenmuseum. Die unterschiedlichen Grössen sind enorm wichtig für ein diverses Kulturleben.

Denn eine florierende Hochkultur kann nur wachsen, wenn sie einen Underground hat, aus dem sie sich mit ihren Wurzeln nährt. Sonst würde die Kulturblüte austrocknen. Und hier ist das Fragezeichen vielleicht doch angebracht. Denn es wäre zu kurzsichtig, die Kulturstadt St. Gallen zu loben, ohne auf die Wichtigkeit hinzuweisen, dass diese lobenswerte Kultur auch gepflegt werden muss. Und zwar durch alle Schichten. Für Besucher:innen von Sankt Überraschend mag das nicht so relevant sein, für die hiesige Bevölkerung hingegen sehr. In der städtischen Politik fristet die Kultur noch zu oft nur einen Nischendasein. Doch gerade diese Nische präsentiert sich enorm vielfältig und innovativ.

St. Galler Kulturschaffende sind gut vernetzt und verfügen über eine grosse Strahlkraft. Mit viel Engagement gestalten sie auch das hiesige Kulturleben. Die attraktive Mischung aus diesem vielschichtigen Gewusel und etablierten Institutionen bietet Unterhaltung, Anregung und Lebensqualität für die Menschen hier. Sie macht St. Gallen auch zu einem kreativen Zentrum in der Ostschweiz. Damit das weiterhin so bleibt, braucht es Ausrufezeichen statt Fragezeichen.