«Alles fahrt Schii» - in St.Gallen gab es früher fünf Wochen Skiferien.

Erinnerst Du Dich noch an die Zeiten, als es auf dem Stadtgebiet eine Skisprungschanze gab und die Skilifte auch im Sommer liefen? Und hast Du gewusst, dass die Skiferien in St.Gallen einst ganze fünf Wochen dauerten? Ein Blick zurück auf die Entwicklung des Skisports in der Gallusstadt.

Am Bahnhof St.Gallen ging die Reise zur Skipiste los.

«… alles fahrt Schii, Schii fahrt di ganzi Nation.» Dieser Hit aus dem Jahr 1963, mit dem Vico Torriani die beliebte Sportart in alle Ohren brachte, dürfte heute zwar nicht mehr gleich bekannt sein, doch hat er keinerlei Wahrheit verloren. Schneesport ist in der Schweiz omnipräsent. Ein grosser Teil der Schweizer Bevölkerung fährt mindestens einmal im Jahr Ski oder Snowboard. Schulen und Vereine organisieren Skilager und sogar die Winterferien hiessen früher Ski- oder Heizferien. Während Förster und Bauern schon vor Jahrhunderten wussten, wie man mit «Ski», eigentlich Fassdauben, dem Schnee trotzt, sind die im 19. Jh. aus Norwegen importierten Ski eine wahre Erfolgsgeschichte – auch in St.Gallen.

Skifahren – auch in der Nacht und im Sommer

Zwischen 1950 und 1970 sprossen die Skisportanlagen – Skilifte und weitere Wintersportanlagen – in der Schweiz nur so aus dem Boden. Dabei zog auch der Kanton St.Gallen wacker mit: Zwischen 1970 und 1972 wurden die 5 Skilifte in Gommiswald, Schlössli-Haggen, Sand-Trogen, Lauftegg-Kronberg und auf der Beckenhalde eingeweiht. Wichtige Promotoren dieser Ereignisse dürften die St.Galler Skiclubs gewesen sein, von denen es gleich mehrere gab: Der Alpine Skiclub, der Neue Skiclub, der Skiclub «Naturfreunde» und der Skiclub Riethüsli sind nur einige Namen. Wie stark diese Verbände in der Gesellschaft vernetzt waren und damit in der Stadt und für den Tourismus etwas bewegen konnten, zeigt sich einerseits daran, dass die Skiclubs Hütten besassen, die sie zunächst ausschliesslich selbst nutzten, mit der Zeit aber auch für Nichtmitglieder öffneten. Wie wichtig diese für die Gesellschaft waren, zeigt ein Votum des Stadtrates, der dem Neuen Skiclub 1963, nachdem dessen Hütte vollständig abgebrannt war, eine einmalige Unterstützung von 2000 Franken aussprach, weil der Neue Skiclub seit nunmehr «30 Jahren unentgeltliche Kurse für den allgemeinen Skiunterricht auf Grund der schweizerischen Einheitstechnik» gab. Andererseits prägte zwischen 1929 und 1962 der Skiclub Riethüsli das St.Galler Stadtbild massgeblich, indem er auf Stadtgebiet im Riethüsli eine Skisprungschanze errichtete. Dem SC Riethüsli oblag nebst der Finanzierung auch die Pflege der Anlage. Auf ihr fanden neben regulären «Sprungläufen» mehrmals auch Nachtspringen statt, beides jeweils ein grosser Zuschauermagnet. Allerdings, so verrät ein Protokoll des Stadtrates aus dem Jahr 1931, hatte die Schanze den Nachteil, «dass der Sprunglauf von der Staatsstrasse aus ebenso gut verfolgt werden kann, wie im Platze selbst, was zur Folge hat, dass bei Sprungkonkurrenzen, zu denen ein Eintrittsgeld erhoben wird, sich viele Zuschauer auf der Strasse aufstellen und sich auf diese Weise der Entrichtung des Eintrittsgeldes entziehen.» Das Problem liess sich leider nicht lösen, da es dem Skiclub Riethüsli nicht gestattet war, auf öffentlichem Grund den Kauf von Billetten zu erzwingen.

Die Skibegeisterung beflügelte in den 1960er-Jahren die Kreativität der Fahrerinnen und Fahrer. Sie schufen sich diverse neue Sommerhobbies, die uns heute durchaus skurril erscheinen: Auf sehr kurzen Rollbrettern fuhr man, die Füsse direkt nebeneinander, über den Asphalt, um auch im Sommer das «Wippen» zu üben. Bretter mit einem solchen Rollgewinde existieren übrigens auch heute noch: Sie dienen aber nicht mehr dem Training des Skifahrens, sondern gelten als Landübung für das Surfen und tragen den Namen Surf-Skate. Die «Antenne» warnte jedoch vor diesem Sport, «denn Asphalt ist immer härter als Schnee.» Weniger weh tat ein Sturz wohl, wenn man statt auf den Asphalt auf Gras stürzte. Möglich war das, weil 1979 die Skilifte auch im Juli liefen. Mit sogenannten «Rollski» an den Füssen, die wie Fuhrwerke von Panzern anmuten, konnte man sich den Hügel hochziehen lassen und dann mit Hüftschwung und nur im T-Shirt den Hang hinunterfahren.

Für das sommerliche Skivergnügen war weniger Ausrüstung nötig, doch mussten unter dem Bügellift Matten ausgelegt und die Ski mit Rollgefährten ersetzt werden. Quelle: StadtASG