Diagnostik für Mensch und Tier unter einem Dach

Das Zentrum für Labormedizin «ZLM» beschäftigt in St.Gallen über 250 Mitarbeitende. Ein Geschäftsbereich des ZLM ist die Veterinärdiagnostik. Die Spezialistinnen und Spezialisten vor Ort führen zahlreiche mikrobiologische Analysen in den Bereichen der allgemeinen Tiergesundheit, Tierseuchen-Überwachung und Bekämpfung, Lebensmittel- und Schlachthygiene, Eutergesundheit und Milchhygiene sowie Bienenhaltung durch. Bei der Bereichsleiterin Dr. med. vet. Katja Reitt haben wir nachgefragt, welche Tätigkeiten ihre Abteilung ausübt und was ihr an ihrem Beruf besonders gefällt.


Im Frühling und im Herbst stehen in St.Gallen jeweils zwei grosse Anlässe vor der Tür. Die Identität der OFFA und OLMA zeigt sich in ihren grossen Tierschauen, Säulirennen und vielem mehr. Doch bevor diese Tiere von den verschiedensten Höfen in der Region auf dem Olma Gelände eintreffen, werden sie auf Tierseuchen untersucht. Die Proben landen anschliessend im Labor vom Team von Katja Reitt.

Mikrobiologische Untersuchungen

Das Veterinärdiagnostik-Labor führt mikrobiologische Untersuchungen im Rahmen der amtlichen (=von Bund und Kantonen angeordneten) Tierseuchenüberwachung und -diagnostik durch. Jährlich wird mittels Untersuchung von grösseren Stichproben geprüft, ob bestimmte meldepflichtige Erkrankungen in der Schweizer Nutztierpopulation vorkommen. Tierärztinnen und Tierärzte senden dem ZLM zudem Proben von mit spezifischen Symptomen erkrankten Tieren wie Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen, Geflügel und Bienen zu, um möglichst frühzeitig Ausbrüche von Tierseuchen nachzuweisen. Ebenfalls im Rahmen dieser Früherkennung werden verstorbene Herdentiere autopsiert. Insbesondere beim Ausbruch von Infektionskrankheiten sind diese Untersuchungen wichtig, um möglichst rasch eine gezielte Behandlung der übrigen Tiere der betroffenen Herde einzuleiten und so eine Erregerverbreitung möglichst einzudämmen.

«From stable to table» heisst das Motto der Lebensmittelüberwachung in der Schweiz. Die Produktion von Lebensmitteln erfordert die strenge Einhaltung von Hygieneregeln, was mittels mikrobiologischer Untersuchungen an den Arbeitsplätzen in Fleisch verarbeitenden Betrieben, in Lebensmittel-Verkaufsgeschäften und Küchen von Restaurants und Spitälern kontrolliert wird. Die dort entnommenen Proben werden ebenfalls in der Veterinärdiagnostik des ZLM untersucht.

Für alle Nutz-, Heim- und Zootiere, d.h. Säugetiere, Reptilien, Vögel und Bienen - bietet die Veterinärdiagnostik des ZLM bakteriologische und parasitologische Untersuchungen an. Diese helfen den behandelnden Tierärztinnen und Tierärzten eine korrekte Diagnose zu stellen, die richtige Therapie für das betroffene Tier zu wählen, die Bildung von Antibiotika- und Antiparasitika-Resistenzen frühzeitig zu erkennen und durch gezielten Einsatz zu vermeiden.

Arbeiten beim ZLM

Das ZLM gehört zu den führenden medizinisch-diagnostischen Laboratorien der Schweiz. Die rund 200 Mitarbeitenden führen Routine- und Spezialanalysen in der Klinischen Chemie, Hämatologie, Hämostaseologie, Mikrobiologie, Immunologie, Molekularbiologie, Genetik und Veterinärdiagnostik durch. Zu den Auftraggebern zählen das Zentrumsspital Kantonsspital St.Gallen mit seinen drei Standorten, die Spitäler aller Spitalregionen des Kantons St.Gallen, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie andere nationale und internationale Spitäler und Universitäten. Die Labordiagnostik ist hochgradig automatisiert und vernetzt.

Ein abwechslungsreicher Job

Katja Reitt arbeitet seit über 15 Jahren bei der Veterinärdiagnostik im ZLM. Sie ist Tierärztin mit Spezialisierung in Human- und Veterinär-Mikrobiologischer Analytik FAMH und FVH und führt ein elfköpfiges Team. Dazu gehören zwei weitere Tierärzte, zwei Sachbearbeiterinnen, sechs Biomedizinische Analytikerinnen sowie ein Student.

Direkten Tierkontakt haben die Mitarbeitenden keinen. Tierärztinnen und Tierärzte, Tierhalterinnen und Tierhalter sowie Lebensmittelproduzentinnen und Lebensmittelproduzenten entnehmen die Proben in ihrer Praxis, in den Ställen oder in den Lebensmittelbetrieben und bringen sie ins Labor des ZLM, lassen sie vom Kurier abholen oder senden die Proben per Post zu.

Wenn man Katja Reitt fragt, was ihr am besten an ihrem Beruf gefällt, erzählt sie: «Die Laboranalytik in den Bereichen Tiergesundheit, Lebensmittelhygiene und Antibiotikaresistenzüberwachung und für so viele und sehr unterschiedliche Tierarten, welche alle ihre spezifischen Krankheitserreger haben, ist anspruchsvoll und erfordert ein breites Fachwissen. Das ist eine grosse Herausforderung und macht Spass.»

Dr. med. vet. Katja Reitt, Bereichsleiterin Veterinärdiagnostik ZLM

«Mit unserer Arbeit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelsicherheit und damit zur menschlichen Gesundheit.»

Dr. med. vet. Katja Reitt, Bereichsleiterin Veterinärdiagnostik ZLM

Breites Fachwissen ist nicht nur in der Diagnostik gefragt, sondern auch im Beitrag des ZLM zur Ausbildung von Tierärztinnen und Tierärzten sowie Laborantinnen und Laboranten. «Ich freue mich sehr, dieses Wissen bei der Ausbildung junger Spezialistinnen und Spezialisten weitergeben zu können», sagt Katja Reitt.

«Mit unserer Arbeit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Lebensmittelsicherheit und damit zur menschlichen Gesundheit. In der Schweiz einzigartig bietet das ZLM Diagnostik für Menschen und Tiere unter einem Dach an. Unsere Expertise im Bereich Zoonosen (vom Tier auf den Menschen und umgekehrt übertragbare Erkrankungen) und Antibiotika-Resistenzproblematik ist entsprechend gefragt, beispielsweise in Kongressbeiträgen, Vorträgen und in einer aktuell laufenden Dissertation».